"Ohne Kampfrichter keine Wettkämpfe"

Gunter Gruber im Interview

Gunter Gruber ist Kampfrichter aus Leidenschaft. Seit Jahren fährt er mit den MTV Turnerinnen und Turnern zu Wettkämpfen. Dabei hat er viel erlebt - Positives wie Kurioses. Wir haben nachgefragt.

 

 

Seit wann bist Du beim MTV Stuttgart als Kampfrichter aktiv?

 

Puh, da muss ich mal nachdenken. Ich glaube, ich bin seit 2014 beim MTV Stuttgart als Kampfrichter im Einsatz.

 

 

Ein Jahrzehnt ist eine lange Zeit, in der sich auch im Turnen viel verändert hat. Wie bleibt man als Kampfrichter immer auf dem aktuellen Stand?

 

Wir haben im Schwäbischen Turnerbund eine sehr gute Qualität in der Ausbildung. Neben den Ligaeinsätzen gibt es neutrale Einsätze. Praxis ist auch hier die beste Übung.

Zudem haben wir die Möglichkeit, alle ein bis zwei Jahre an Fortbildungen teilzunehmen. Hier wird Theorie und auch praktisches Werten geübt.

 

 

Wie viele Einsätze stehen in deinem Kampfrichterbüchlein?

 

Haha, eine sehr gute Frage. Nachdem ich mal eine Pause gemacht hatte, habe ich ein neues bekommen. Allerdings pflege ich es nicht mehr – es sind sehr viele.

 

 

Gibt es „leichte“ und „schwere“ Wettkämpfe für einen Kampfrichter?

 

Ein Spruch für’s Phrasenschwein ist: Je weniger Fehler die Turner machen, desto weniger Fehler können die Kampfrichter machen und desto einfacher ist es.

Generell gibt es aber verschiedene Herausforderungen beim Bewerten von Übungen.

Zum einen besteht ein Kampfgericht aus mehreren Kampfrichtern. Häufig ist man zu viert oder sogar zu fünft. Hier muss man sich als Team auch immer erst finden.

Zum anderen haben wir in der STB Liga eine sehr große Breite an Übungen. Der Unterschied an Schwierigkeitsgraden und verschiedenen Turnelementen ist groß. Das macht es für einen Kampfrichter schwierig und auch spannend wie herausfordernd.

 

 

Macht Kampfrichter zu sein eigentlich auch Spaß?

 

Auf jeden Fall! Als Kampfrichter bist du ein wichtiger und aktiver Posten im Turnen. Ohne Kampfrichter keine Wettkämpfe!

Es macht auch sehr viel Spaß die Entwicklung von einzelnen Turnern mit zu erleben. Manche Turner durfte ich ihre ganze Karriere begleiten. Von ihren ersten AK Wettkämpfen bis zur Bundesliga und zur Nationalmannschaft. Eine tolle Erfahrung.

 

 

Warum sollten junge Turnerinnen und Turner schon die Kampfrichterausbildung machen?

 

Wenn Du als Kampfrichter unterwegs bist, ändert sich auch der Blick auf geturnte Übungen. Das gibt dir für dein eigenes Turnen zusätzliche Erkenntnisse. Im Wettkampf kann es dann einfacher sein, die Entscheidungen der Kampfrichter zu verstehen.

 

 

Beim Turnen gibt es die D-Note und die E-Note. Mit der D-Note wird die Schwierigkeit einer Übung bewertet, mit der E-Note die Ausführung. Muss man als Kampfrichter beides Werten können?

 

Ja. Das wird auch in der Lizenzprüfung gefordert. Als Oberkampfrichter muss man sogar beides gleichzeitig im Blick haben.

 

 

Was macht mehr Spaß: Punkte für eine schwierige Übung geben oder für eine unsaubere Übung abziehen?

 

Abziehen macht eigentlich keinen Spaß. Wir Kampfrichter freuen uns immer über gute Übungen. Das abziehen ist eine Notwendigkeit um Ergebnisse im Wettkampf zu bekommen.

 

 

Was war das verrückteste, was Du in zehn Jahren als Kampfrichter erlebt hast?

 

Bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften habe ich mich auf den Beginn der näten Übung konzentriert. Dann kam plötzlich ein Fan des bereitstehenden Turners und hat mir ein Bier auf den Kampfrichtertisch gestellt – sensationell"

Generell ist jeder Wettkampf irgendwie verrückt. Eine Turnhalle mit toller Stimmung, spektakulären Übungen und ein klasse Publikum – diese Begeisterung am Turnen bleibt für immer!

 

 

Interview: Tim Schumacher