MTV'ler beim MZ-Urmensch-Ultra auf Platz 2

Martin Schumann im Bottwartal auf dem Podium

Ein persönlicher Wettkampfbericht von Martin Schumann, Pressewart der Triathlon-Abteilung.

 

 

Sonntag, 20.10.2013, 8:00 Uhr, Ankunft in Steinheim an der Murr – Start/Ziel-Ort des MZ-Urmensch-Ultras. Der Himmel grau in grau mit Dauerregen. Nicht gerade ideale Bedingungen, aber darin habe ich mittlerweile jede Menge Erfahrung.

 

Pünktlich zum Start um 9:00 Uhr schloss der Himmel seine Tore, dies sollte aber leider nur für 45min so bleiben. Für den weiteren Rennverlauf hieß es wieder Dauerregen. Den 1. Km ging es leicht bergab. Ich startete verhalten, kämpfte mich mit einer Pace von 4:13 durch das Feld. Nach 2.5km – nun schon auf Platz 4 liegend – verließen wir Steinheim, es ging in die Weinberge. Auf den nun folgenden Kilometern ging es stets bergauf, im Wechsel über Wiesen, durch Weinberge sowie Wald. Nach km 6, die 1. von einigen zu bewältigenden Treppen, gelang es mir auf den 3.-platzierten aufzuschließen und diesen am folgenden Anstieg zu überholen. Geht heute hier doch etwas in Richtung Podium? Ich versuchte weiterhin mein Ding zu machen. Nach einem weiteren Abschnitt mit teilweise schwierigem Untergrund, 10km waren nun geschafft, musste ich feststellen, dass mein Vorsprung auf Platz 4 lediglich 50m bestand. Jetzt hieß es Gas geben, ich wollte mich endlich lösen, ihm die Zuversicht auf Platz 3 etwas nehmen. Am folgenden Anstieg beschleunigte ich und vermied es mich umzudrehen. 2km weiter, nun wieder ein auf & ab im Weinberg – inkl. fantastischer Fernsicht – war von meinem Konkurrenten nichts zu sehen. Jetzt ging es wieder in den Wald, ich versuchte weiterhin mein Tempo beizubehalten, was im flachen ca. 4:15min/km bedeutete.

 

Ab km 15 war auf einmal die Spitze wieder in Sichtweite. Lange war das Führungsduo außer Sicht. Wie ich später erfuhr, verliefen sich beide und verloren dadurch ca. 5min. Nicht nur diesen beiden ging es so. Auch ich war aufgrund der teils schlechten Beschilderung, mehrmals kurz falsch abgebogen, um meinen Weg wenig später wieder zu korrigieren. Bis km 19 – Durchlaufen der Burg Lichtenberg – konnte ich Kontakt zur Spitze halten. Nach der folgenden bergab/bergauf Passage konnte sich der Führende durch eine Tempoverschärfung lösen. Aber es gelang mir weiterhin den Abstand zum 2. -platzierten konstant zu halten. Er drehte sich mehrmals um, schaffte es aber nicht, mehr als 200m rauszulaufen. Ab km 24 ging es nun konstant leicht bergab. Nun hieß es wieder Tempo aufzunehmen: mit einer 4er Pace ging es hinab Richtung Gronau. Nach 27 km war es soweit, es gelang mir aufzulaufen und letztendlich Platz 2 zu übernehmen. Ich hatte den Eindruck als ob ich noch entspannter lief als mein Konkurrent. Was mich zuversichtlich stimmte.

 

Km 29, Gronau, das Stimmungsnest des Wettkampfes und damit die (Halb)marathon-Strecke war erreicht. Ich genoss trotz Dauerregen die stimmungsvolle Atmosphäre, geprägt von vielen Bands & Zuschauern. Bei km 30 musste ich leider feststellen, dass ich es bisher nicht schaffte Vorsprung auf Platz 3 rauszulaufen. Mein „Konkurrent“, Hans Kroner, von den Murrtal Runners, war sehr hartnäckig. Und dies mit Ende 50 – riesen Respekt vor seiner Leistung! Ich sagte mir: mach Dein Ding, dreh Dich nicht mehr um, und halt das Tempo hoch.

 

10 km weiter, ein Dorf nach dem anderen wurde passiert, drehte ich mich das erste Mal wieder um: Hans war nicht zu sehen, scheinbar konnte ich doch etwas Vorsprung raus laufen. Nun hieß es Durchhalten – 10km sind noch lang, da kann noch viel passieren.

 

Leider gelang es mir nun nicht mehr das Tempo hoch zu halten, die Pace lag nun bei ca. 4:45. Dazu kam, dass meine Füße schmerzten: scheinbar hatte ich mir durch Dauerregen, sowie jede Menge Wasser auf der Strecke Blasen gelaufen. Seit ca. 20km waren Schuhe, Socken sowie Füße komplett durchnässt. Jeder Schritt war nun unangenehm. Durchhalten – bald ist es geschafft! Der Fokus auf meine Platzierung ließ die Schmerzen verschwinden.

 

Noch 4km – nun wurde es richtig hart: ich bekam Krämpfe. Links wie rechts. Für mich Premiere bei einem Wettkampf. Gehpausen wechselten sich ab mit Laufen. So ein Mist! Das 1. Mal die Chance auf einen Podiumsplatz und dann so was. Leider war mir mein Vorsprung nicht bekannt. 4km können so lang sein! So schleppte ich mich dahin, versuchte „über den Krampf/Schmerz hinweg zulaufen“. Was mir nur teilweise gelang. Wo war Hans? Keine Ahnung wie groß sein Rückstand war. Noch 500m, das Ziel in Sicht. Der nächste Krampf. Vorbei flogen die Marathon- & Halbmarathon-Läufer, dem Ziel entgegen. Teilweise versuchten sie mich aufzumuntern: „1:45h schaffst Du auch noch!“. 1:45 ?!– ich bin schon etwas länger unterwegs!! Aber wo war Hans? Ich drehte mich um. Er war nicht in Sicht. Noch 50m. Nun wurde ich im Zielbereich als 2.-platzierter des Ultramarathons ausgerufen. Geschafft! Nach 3:49:40h überquerte ich mit einem wundervollen Gefühl, Freude, Glück & Stolz die Ziellinie, wo ich von der lokalen Presse, Veranstalter & Cheerleadern empfangen wurde.

 

Ich habe es tatsächlich geschafft trotz - Blasen & Krämpfen, von Schmerzen geplagt, alles tat mir weh! Ich wollte mich nur noch hinlegen, nicht mehr stehen, kein Meter mehr gehen. Auch den Wein welcher im Ziel angeboten wurde ließ ich links liegen, alkoholfreies Bier schien mir da schon passender. 3min später erreichte auch Hans das Ziel. Wie er mir später mitteilte versuchte er lange dran zu blieben, musste aber irgendwann abreißen lassen. Mein Rückstand auf den überlegenen Sieger Ralf Himmelsbach - ein ehemaliger Triathlet mit einer Marathon Bestzeit von 2:35h - betrug 15min.

 

Gegen 15Uhr war es soweit: ich bekam die Gelegenheit, das 1. Mal bei einer Ehrung der Gesamtsieger aufs Podium klettern zu dürfen. Ein wunderschöner Abschluss eines tollen Laufjahres 2013!

 

 

Martin Schumann,

Pressewart Abt. Triathlon, MTV Stuttgart

 

 

Bilder der Ultramarathon-Strecke:

www.marathon4you.de/laufberichte/bottwartal-marathon/der-urmensch-ultra/2246