Normalerweise ist die Krimi-Zeit in Deutschland am Sonntagabend. In der 1. Basketball-Regionalliga Südwest war es bereits am Samstag schon soweit. Der SV Tübingen empfing den MTV Stuttgart. Beide Mannschaften hatten ihre Saisonpremiere verpatzt und wollten dies im zweiten Spiel der Runde egalisieren. Doch es kann eben nur einen Sieger geben, und dieser war nach 40 Minuten Regelspielzeit immer noch nicht gefunden. Die Entscheidung fiel erst in der Verlängerung - für Stuttgart. "Das Spiel war die gesamte Zeit hart umkämpft. Nach jeder Aktion lag jemand am Boden. Das Parkett war nass, die ganze Zeit", berichtete Kresimir Miksa, der sportliche Leiter des MTV Stuttgart mit heiserer Stimme.
Miksa war vor Ort, sowie mehr als 20 "Hooligans", wie Miksa augenzwinkernd den lautstarken Fanblock nannte, der die Bösen Jungs, die Bad Boys Stuttgart mit ihren Stimmbändern und Trommeln unterstützen. "Nun ja, Alkohol hat auch eine Rolle gespielt, das will ich gar nicht verheimlichen." Miksa und seine Hooligans bekamen für ihren aufopfernden Einsatz aber auch etwas geboten: Ein kampfbetontes und extrem spannendes Spiel. Zwei Minuten vor Schluss lag Stuttgart mit drei Punkten hinten. Pointguard Max von Stackelberg, der eine überzeugende Partie hinlegte (neun Punkte, vier assists, zwei steals), wurde gefoult und bekam zwei Freiwürfe zugesprochen. Dies missfiel Claus Sieghörtner, dem Tübinger Trainer, derart, dass er laut schimpfend das Spielfeld betrat und erst verließ, als er sich ein technisches Foul wegen Schiedsrichterbeleidigung einhandelte. Die Folge: weitere zwei Freiwürfe für Stuttgart, die Max von Stackelberg allesamt im Ring versenkte. Stuttgart war wieder mit einem Punkt vorne. Weiter ging es hin und her. Sieben Sekunden vor Schluss traf Stoimir Ivandic für Tübingen nur einen Freiwurf zum 60:60-Ausgleich. Der Stuttgarter Gegenangriff, abgeschlossen von Marco Schlafke, verlief ohne Erfolg: Verlängerung.
"Dann sind die Tübinger konditionell eingebrochen", meinte Miksa. "Die haben nur sechs gestandene Spieler, der Rest ist Nachwuchs, teilweise aus der Jugendbundesliga." Der große Mangel beim Heimauftakt gegen den Aufsteiger USC Heidelberg II, die Verteidigungsarbeit und die Arbeit unter den Körben, waren in Tübingen das große Plus. "So sieht Basketball aus, so muss so ein Spiel verlaufen, selbst wenn wir verloren hätten." Miksa war zwar heiser, aber zufrieden über den ersten Sieg des neuen Cheftrainers Vanja Sikuljak und seiner Mannschaft. Selbstvertrauen zur rechten Zeit."Kommenden Samstag kommt der TuS Treis-Karden zu uns. Die sind für mich klarer Aufstiegskandidat. Das wird sehr schwer", sagte Miksa.
MTV Stuttgart: Temesghen Tecleyohanis, Torsten Böringer, Randall Terry (15 Punkte), Max von Stackelberg (9), Jonas Leidel (14), Alexander Komitakis (4), Aleksandar Blesic-Cesnovar, Dennis Schreiber (7), Patrick Neudegger (7), Michael Pfüller (2), Marco Schlafke (17).