Wieder musste der Tiebreak entscheiden, wie schon in der ersten, denkwürdigen Heimpartie in der SCHARRena mit drei abgewehrten Matchbällen. Und ähnlich denkwürdig sollte auch der Verlauf dieses Tiebreaks werden.
Nach fünf Breaks hintereinander durch das entfesselt aufspielende Dreiergestirn Onyejekwe/Mikhailenko/Izquierdo lag Stuttgart schnell 2:6 hinten, die Felle schwammen regelrecht davon … es roch nach Meisterfeier, die Dresdner Fans trommelten wie wild. Doch dann kam der große Moment von Caroline Jarmoc: Stuttgart kam mit einer eigenen 4er-Breakserie wieder heran, davon allein drei Blocks mit Beteiligung der Kanadierin. Das Momentum verschob sich zunehmend Richtung Stuttgart, vor allem als Michaela Mlejnková mit einem superschnellen Außenangriff über links und einem Schrei, der noch auf den obersten Rängen zu hören war, erstmals für die Führung sorgte … die Stuttgart dann auch nicht mehr hergab. Dafür sorgten dann schon die Spielführerinnen in blau-weiß, Kim Renkema und Kaja Grobelna, mit kleinen Breaks.
Und so kannte der Schallpegelmesser in der Halle dann nach oben hin keine Grenze mehr, als verdientermaßen ausgerechnet Caroline Jarmoc mit Ihrem Ass zum 15:10 dem Treiben auf dem Feld ein Ende setzte und gleich darauf in einem jubelnden Knäuel aus Spielerinnen in blau-weiß verschwand.
"Am kommenden Montag im Entscheidungsspiel muss bei uns wie immer alles von tief innen kommen, vom Herzen her", weiß die nach dem Spiel mit der MVP-Medaille gekürte Valerie Nichol. "Dresden hat die Menge hinter sich - aber anscheinend setzt sich, wenn es ganz eng wird, immer unser Teamgefüge durch! An diesen Punkt müssen wir Dresden bringen …" Völlig fasziniert von der Atmosphäre in der Porsche Arena und der grenzenlosen Unterstützung durch die Fans zeigte sich das ganze Stuttgarter Team. "Zu uns kommen die Fans, weil sie ihr Team kämpfen sehen wollen und wissen, dass dann immer viel möglich ist", berichtet ein zufriedener Trainer Guillermo Hernandez. "Aber keiner hat erwartet, dass wir zwingend gewinnen müssen!" Das wird auch am Montag wieder so sein. Aber: "Wir können die Meisterschaft gewinnen, klar! Jedoch: Zu hohe Erwartungshaltung tötet die Freude und Leidenschaft. Deshalb: Einfach mal schauen, wer dem Druck besser standhalten wird und physisch nach so einer für beide Teams so wahnsinnigen Saison noch mal alles abrufen kann."