Bei den Paralympics in Peking kämpfen die weltbesten Parasportler um Medaillen. Für den Nachwuchs ist es aber oft schwer, Sportangebote in Vereinen zu finden. Der MTV Stuttgart hat deshalb eine Inklusionsmanagerin.
Ein SWR-TV-Bericht beschreibt ihre Arbeit im Verein und in der inklusiven Arbeit. (Link unten)
Mandy Pierer steht in der Trainingshalle beim Rollstuhlbasketball in Stuttgart-Botnang. Sie feuert an und lacht immer wieder. Beim Rollstuhlbasketball trainieren Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Bei den Übungen ist nicht zu erkennen, wer von den Sportlern und Sportlerinnen auch im Alltag mit dem Rollstuhl unterwegs ist und wer Fußgänger ist. Rollstuhlbasketball ist eine der inklusivsten Sportarten überhaupt. Pierer möchte erreichen, dass noch mehr Sportarten beim MTV Stuttgart inklusiv angeboten werden können.
Wie geht Inklusion in anderen Sportarten?
Dass Rollstuhlbasketball inklusiv ist, klingt nachvollziehbar. Aber wie kann das auch in anderen Sportarten funktionieren? Das müsse man für jede Sportart einzeln betrachten, sagt Pierer. Man müsse sich zum Beispiel fragen: "Wofür werden in der Sportart die Beine überhaupt benötigt? Sind sie ein wichtiger Bestandteil? Kann man sie zum Beispiel durch einen Rollstuhl ersetzen? Ist es möglich, mit Krücken zu spielen wie beim Amputierten-Fußball oder am Boden im Sitzen wie beim Sitzvolleyball oder beim Sitzfußball?"
Als Inklusionsmanagerin gehe es auch darum, den Abteilungen und Trainern Möglichkeiten für Inklusion aufzuzeigen. So trainiert beispielsweise ein Mädchen mit Bewegungseinschränkungen in der Leichtathletik-Gruppe mit. "Einfach machen", sagt Trainer Marc Salzer: "Im Prinzip gibt es da keine Einschränkungen. Dann rennt halt das Kind nicht so schnell wie die anderen, aber das stört ja in dem Moment niemanden."
Chancengleichheit ermöglichen.
Chancengleichheit ermöglichen
Mandy Pierer geht es um Chancengleichheit, also dass Kinder daran teilhaben können, wo sie teilhaben möchten. "Wenn ich zum Beispiel Teil der SportlerInnen-Gemeinschaft sein möchte, darf ich das beim MTV auch sein. An Wettbewerben teilnehmen oder nicht, an Vereinsfesten teilnehmen oder nicht. Da hat ein Mensch mit Behinderung die gleiche Entscheidungsfreiheit wie jeder andere auch."
Was macht eine Inklusionsmanagerin?
Mandy Pierer ist schon lange im Verein ehrenamtlich engagiert. Sie trainiert alle zwei Wochen die "Wheelers", eine Rollstuhlsportgruppe für Kinder und Jugendliche. Mit der hauptamtliche Stelle, die größtenteils aus Stiftungsgeldern finanziert wird, hat sie den nötigen Freiraum, ihr Anliegen noch stärker voranzubringen und ins Bewusstsein des Vereins zu rücken - auch weil sie im Hauptamt an Vereinssitzungen teilnehmen kann. Ihre Stelle schaffe Verlässlichkeit und Akzeptanz über alle Abteilungen des Vereins hinweg, sagt die Präsidentin des MTV Stuttgart, Ulrike Zeitler: "Es ist im Ehrenamt nicht mehr zu leisten, weil es einfach eine so wichtige gesellschaftliche Aufgabe ist, für die man einfach da sein muss, Zeit haben muss."
Kommunikation und Netzwerken
Als Inklusionsmanagerin besteht Pierers Job aus viel Kommunikation. Sie berät zum Beispiel Menschen mit Behinderung, die sich beim Verein melden, und versucht, eine Möglichkeit zur Teilhabe am Sport zu organisieren. Sie plant Veranstaltungen und versucht, neue Parasport-Angebote zu schaffen. Das, so sagt sie nach bislang neun Monaten Inklusionsmanagement, dauere in der Sportstadt Stuttgart länger als gedacht. "Ich bin überrascht, wie schwierig es ist, neue Angebote zu gestalten. Unsere Turnhallen sind immer voll, unsere Wasserflächen sind immer benutzt und da ist es natürlich schwierig, neue Angebote zu schaffen, da bräuchten wir einfach mehr Platz."
Es gibt viele Baustellen, aber Mandy Pierer packt das leidenschaftlich an. Für die Rollstuhlbasketballer ist sie gerade auf Trainersuche. Auch das steht auf ihrer To-do-Liste. Sie braucht dafür viel Energie, aber ihre Arbeit gibt ihr auch etwas zurück: "Ich bin einfach sehr zufrieden, wenn Menschen glücklich Sport treiben können und dann mache ich mich gleich ans nächste Werk, dass es weitergehen kann." Bis beim MTV Stuttgart Menschen mit und ohne Behinderung in allen Formen des Sports anzutreffen sind.
Quelle: SWR Sport Autor:Kira Rutkowski